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Katholische Nachrichten Agentur berichtet über Lebensmosaik-Agentur

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Es war ein komisches Gefühl, aufregend, einmal nicht selber jemanden zu interviewen, sondern interviewt zu werden. Paula Konersmann von der Katholischen Nachrichten Agentur (KNA) hat uns über unsere Arbeit und die Bedeutung von Biografien ausgefragt. Und hier ist das Ergebnis:

Erinnerung - ein Grundbedürfnis: Wie zwei junge Biografinnen "Lebensmosaike" schreiben


Von Paula Konersmann

Schwelm (KNA) "Die besten Momente sind doch die, an die man sich ewig erinnert", sagt Pia Mester. Was die 28-Jährige in ihrem eigenen Leben beobachtet hat, das hat sie zum Beruf gemacht: Seit einem Jahr betreibt sie gemeinsam mit Kerstin Wördehoff (33) die Agentur "Lebensmosaik". Sie schreiben Biografien und Firmengeschichten auf, halten Erinnerungen und Lebensgeschichten fest. "Für viele Menschen, gerade für die älteren, ist es wichtig, etwas in der Hand zu halten - trotz der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit", sagt Kerstin Wördehoff.

Beide Frauen haben Geschichte studiert, beide haben danach ein Volontariat gemacht, beide arbeiten weiterhin als freie Reporterinnen. Diese beruflichen Schwerpunkte - der Lokaljournalismus und das Verfassen von Biografien - beflügeln einander, sagen sie: Manche Menschen hätten so viel erlebt, dass sich daraus auch Themenideen für eine journalistische Recherche ergeben. "Ich hatte zum Beispiel gerade Kontakt zu einer Frau, die zu DDR-Zeiten adoptiert worden war", sagt Kerstin Wördehoff. "Auf einmal überlegt man, wie war das denn in der DDR im Allgemeinen mit Adoptionen? Und schon beginnt man zu recherchieren."

Ein anderer aktueller Kunde der Biografinnen hat mit nur 38 Jahren eine Herztransplantation überstanden. "Solche Lebensgeschichten nehmen uns mit", sagt Autorin Wördehoff. Zugleich sei es dem Kunden, den sie nur bei seinem Vornamen Mario nennt, ein Anliegen, anderen mit dem Aufschreiben seines Schicksals zu helfen: "Es soll eine Mutmacher-Geschichte werden - gerade nach den Organspende-Skandalen ist das Thema ja sehr aktuell." Die Lebenswege von "normalen" Menschen finden die beiden Autorinnen interessanter als Promi-Klatsch. "Und auch die Leser finden sich in diesen Geschichten eher wieder als bei Justin Bieber", meint Pia Mester.

Wer die Gründerinnen der "Lebensmosaik"-Agentur anspricht, kann frei auswählen, was und wie viel geschrieben wird - und von wem. Manche Kunden haben bereits selbst zu Stift und Block gegriffen und brauchen nur einen Lektor oder jemanden, der ihnen Tipps für den Druck gibt. Andere fangen bei Null an. Mit diesen Kunden führen die Autorinnen lange Gespräche. "Das kann ein paar Stunden dauern oder einen ganzen Tag", erklärt Mester. Am Aufwand ermisst sich der Preis - wobei das erste Gespräch kostenlos ist: "Die Leute sollen nicht das Gefühl haben, dass jede Minute Geld kostet." Illusionen machen die Schreiberinnen ihren Kunden aber auch nicht: Ein Buch zu schreiben, kostet Geld - und in den seltensten Fällen lohnen sich die Privatbiografien finanziell. "Viele sagen als erstes: Ich könnte 1.000 Seiten schreiben - einen Bestseller", sagt Kerstin Wördehoff und schmunzelt. Aber, so Pia Mester: "Wir sagen dann ehrlich, dass es unwahrscheinlich ist, die zweite J.K. Rowling zu werden." Die Autorin der Harry-Potter-Bücher hatte in einer schwierigen Zeit ihres Lebens mit dem Schreiben begonnen - und gilt inzwischen als eine der reichsten Frauen der Welt.

Doch um Reichtum geht es den meisten "Lebensmosaik"-Kunden gar nicht. "Viele möchten, dass ihre Kinder oder Enkel erfahren, was sie erlebt haben", hat Kerstin Wördehoff beobachtet. "Viele kommen aus der Kriegsgeneration. Was sie mitgemacht haben, kann man sich heute kaum noch vorstellen." Sie selbst habe während der Schul- und Studienzeit in einem Pflegeheim gearbeitet. "Dort ist leider oft zu wenig Zeit, den alten Menschen zuzuhören, und ihre Geschichten sterben dann mit ihnen."

Weil das viele Menschen bedauern, ist ein regelrechter Markt für Privatbiografien entstanden. Andreas Mäckler leitet die Vereinigung deutschsprachiger Biographinnen und Biographen. "Dieser Zweig wird weiter wachsen", ist er überzeugt. Dass Bücher inzwischen "on demand", also nach Bedarf gedruckt werden könnten, mache vieles einfacher. Allerdings, sagt Mäckler, hätten Menschen schon immer ihre Erinnerungen zu Papier gebracht: "Familien- und Individualgeschichte zu dokumentieren, ist ein Grundbedürfnis." Rund 250 Anbieter gibt es schätzungsweise im deutschsprachigen Raum.

Pia Mester und Kerstin Wördehoff wissen nicht, ob sich ihre Agentur eines Tages finanziell tragen wird. "Ich arbeite aber auch viel in Schülerprojekten", sagt Wördehoff. "Selbst die ganz Jungen sind auf eine gedruckte Zeitung nochmal stolzer als auf die Artikel, die im Internet erscheinen." Die potenziellen Kunden dürften den Autorinnen also vorerst nicht ausgehen.

Die Fotos zum Text findet ihr hier.


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